Was bedeutet Taggeld und wie wird es berechnet?

Was ist ein Taggeld und wie funktioniert die Berechnung beim RAV? Hier finden Sie eine einfache Erklärung mit Beispielen und Tipps zur Planung Ihrer Finanzen während der Arbeitslosigkeit.

Wer in der Schweiz arbeitslos wird, hat in vielen Fällen Anspruch auf sogenanntes „Taggeld“. Doch was genau bedeutet das eigentlich? Warum wird das Geld nicht monatlich ausbezahlt – und wie wird der Betrag berechnet? In diesem Beitrag erklären wir verständlich, wie das Taggeld im Rahmen der Arbeitslosenversicherung funktioniert, wie es berechnet wird und worauf Sie achten sollten, um Ihre Finanzen gut zu planen.

Was ist ein Taggeld?

Ein Taggeld ist die tägliche Entschädigung, die Sie von der Arbeitslosenkasse erhalten, wenn Sie arbeitslos sind und Anspruch auf Arbeitslosengeld haben. Das System der Schweiz basiert auf Tageszahlungen, nicht auf fixen Monatsbeträgen. Diese Methode hat den Vorteil, dass Ihre Unterstützung flexibel an Werktage und Ihre tatsächliche Verfügbarkeit angepasst wird.

Ein Monat besteht im RAV-System aus durchschnittlich 21.7 Taggeldern – das entspricht den durchschnittlichen Arbeitstagen pro Monat (Montag bis Freitag, ohne Feiertage).

Wer hat Anspruch auf Taggelder?

Sie haben Anspruch auf Taggelder, wenn Sie:

  • in der Schweiz wohnen
  • arbeitslos oder teilweise arbeitslos sind
  • innerhalb der letzten 2 Jahre mindestens 12 Monate gearbeitet haben
  • in die Arbeitslosenversicherung einbezahlt haben
  • sofort vermittelbar sind (gesund, arbeitsfähig und bereit zur Stellensuche)
  • beim RAV angemeldet sind und Ihre Bewerbungen laufend dokumentieren

Wenn Sie diese Kriterien erfüllen, übernimmt die Arbeitslosenkasse (ALK) die Berechnung und Auszahlung Ihrer Taggelder.

Wie wird das Taggeld berechnet?

Die Berechnung des Taggeldes basiert auf Ihrem sogenannten versicherten Verdienst. Das ist Ihr durchschnittliches monatliches Bruttogehalt (inkl. 13. Monatslohn, Boni etc.), das Sie in den letzten 6–12 Monaten vor der Arbeitslosigkeit erzielt haben.

Je nach Situation erhalten Sie entweder:

  • 70 % des versicherten Verdienstes
  • oder 80 %, wenn einer dieser Punkte zutrifft:
    • Sie haben Kinder unterhaltspflichtig
    • Sie haben ein niedriges Einkommen (unter CHF 3’797 monatlich)
    • Sie sind gesundheitlich zu mindestens 40 % eingeschränkt

Die Formel:

Taggeld = (versicherter Monatslohn × Prozentsatz) ÷ 21.7

Beispiel 1:

Monatslohn: CHF 5’000

Kein Kind, keine Invalidität

→ 70 % von CHF 5’000 = CHF 3’500

→ CHF 3’500 ÷ 21.7 = CHF 161.29 pro Tag

Beispiel 2:

Monatslohn: CHF 4’200

Alleinerziehend mit Kind

→ 80 % von CHF 4’200 = CHF 3’360

→ CHF 3’360 ÷ 21.7 = CHF 154.84 pro Tag

Diese Taggelder werden für jeden Werktag berechnet, an dem Sie arbeitslos und verfügbar sind.

Gibt es eine Obergrenze?

Ja. Der maximale versicherte Monatslohn liegt derzeit bei rund CHF 12’350 (Stand 2025). Das heißt: Auch wenn Sie vorher mehr verdient haben, wird das Taggeld nur bis zu dieser Grenze berechnet.

Beispiel:

Monatslohn: CHF 15’000

→ Versicherter Verdienst wird auf CHF 12’350 gedeckelt

→ 70 % davon = CHF 8’645

→ CHF 8’645 ÷ 21.7 = CHF 398.85 pro Tag (maximal)

Wie viele Taggelder pro Monat?

Da die Arbeitslosenversicherung nur Werktage (Montag bis Freitag) berücksichtigt, liegt der Durchschnitt bei 21.7 Tagen pro Monat. Feiertage, Wochenenden und Krankheitstage mit Arztzeugnis zählen nicht.

Wichtig: Die genaue Anzahl variiert je nach Monat und Ihrem individuellen RAV-Status. In Monaten mit Feiertagen erhalten Sie entsprechend weniger Taggelder.

Wann wird das Taggeld ausbezahlt?

Die Auszahlung erfolgt in der Regel nachträglich, d. h. für die Tage eines Monats erhalten Sie die Zahlung Anfang des Folgemonats. Die Arbeitslosenkasse erstellt eine Monatsabrechnung, auf der steht:

  • wie viele Taggelder Sie erhalten
  • ob ein Zwischenverdienst berücksichtigt wurde
  • ob Krankheit oder Sperrtage angerechnet wurden

Damit die Auszahlung erfolgt, müssen Sie Ihre Bewerbungsnachweise und allfällige Zwischenverdienste rechtzeitig einreichen.

Was ist ein Zwischenverdienst – und beeinflusst er das Taggeld?

Wenn Sie während der Arbeitslosigkeit arbeiten (z. B. in einem befristeten Teilzeitjob), nennt man das Zwischenverdienst. Ihr Einkommen wird dann auf das Taggeld angerechnet – aber das RAV zahlt Ihnen die Differenz zum ursprünglichen Anspruch aus.

Das Ziel: Sie sollen durch Arbeit mehr haben als ohne – Zwischenverdienst lohnt sich also meistens.

Beispiel:

Sie verdienen CHF 1’000 im Monat durch einen Teilzeitjob.

Ihr ursprünglicher Taggeld-Anspruch liegt bei CHF 3’200 pro Monat.

→ Sie erhalten CHF 2’200 zusätzlich vom RAV, sodass Sie insgesamt CHF 3’200 erhalten.

Muss ich das Taggeld versteuern?

Ja – Taggelder gelten in der Schweiz als steuerpflichtiges Einkommen. Sie erscheinen in der Jahresbescheinigung der Arbeitslosenkasse und müssen in der Steuererklärung angegeben werden.

Achten Sie darauf, die entsprechende Bescheinigung aufzubewahren und dem Steueramt einzureichen. Obwohl das Arbeitslosengeld in vielen Fällen geringer ist als das frühere Gehalt, kann es Auswirkungen auf Ihre Steuerrechnung haben.

Wie plane ich mit Taggeldern meinen Haushalt?

Da das Arbeitslosengeld nicht auf Monatsbasis garantiert gleich ist, sondern von Werktagen abhängt, sollten Sie Ihre Fixkosten entsprechend planen:

  • Kalkulieren Sie mit dem Durchschnitt von 21.7 Taggeldern
  • Legen Sie ein kleines Polster für Monate mit Feiertagen an
  • Vermeiden Sie große Ausgaben am Monatsanfang – warten Sie auf die Abrechnung
  • Prüfen Sie, ob zusätzliche Unterstützungsleistungen (z. B. Familienzulagen) möglich sind

Wer seine Finanzen bewusst steuert, kann mit Taggeldern gut überbrücken – bis zur nächsten beruflichen Chance.

Fazit

Das Taggeld ist das Herzstück der Arbeitslosenversicherung in der Schweiz. Es wird auf Tagesbasis berechnet, angepasst an Ihren bisherigen Lohn und Ihre Lebenssituation. Je besser Sie Ihre Rechte und Pflichten verstehen, desto einfacher wird es, Ihre finanzielle Lage realistisch einzuschätzen und gut zu planen.

Nutzen Sie die Zeit nicht nur zur Jobsuche, sondern auch zur strategischen Vorbereitung auf Ihre berufliche Zukunft – mit Klarheit, Struktur und Zuversicht.

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